oh Du fröhliche I oder auch nicht?
Las ich neulich, und musste lachen! Oh ja, so ist es.
Das ganze Jahr über versuchen wir schon, alles hübsch und flott zu halten, aber zur Weihnachtszeit werden wir zu wahren Furien der Perfektion!
Der perfekte Adventskalender, bitte individuelle gestaltet und bestückt. Der Adventskranz – doch wohl kein gekaufter? Schulveranstaltungen, Weihnachtsmarktbesuche, witzige Mützen, und obligatorisches Kekse Backen am Wochenende.
Es ist wie bei einem hart erkämpften Orgasmus: tüchtig dran arbeiten, um dann irgendwann, nach dem großen Finale, bei dem man schon kaum glaubte, dass es noch kommt, ermattet hernieder zu sinken. So entkräftet, dass man nicht mehr viel von der Schönheit des Augenblicks weiß.
Und während wir uns früher nur Stress gemacht haben, weil die bucklige Verwandschaft vielleicht über dreckige Fenster die Nase rümpfen könnte, ist der Stress heute vor allem medialer Natur. Präsentieren wir gar Teile unseres Selbst im Netz, steigt der gefühlte Druck gewaltig. Wir sehen perfekt gebastelte Adventskalender, liebevoll gestecktes Tannegrün in luxuriösen Wohnungen, und versonnen blickende Mütter, die ihre stets wunderbaren Kinder beim Spielen mit handgeklöppeltem Designspielzeug bewundern. Oh Nein, denken wir verzweifelt, was nun? Bei mir herrscht Stress, und bei denen?
Ja Leute mal ehrlich! Schön wär’s!! Aber ganz im Ernst – so sieht die Weihnachtszeit doch wohl nicht wirklich aus? Und selbst wenn bei manchen der Ehemann nackt Champagner serviert während die Kinder mit der Nanni Latein lernen, bei den meißten von uns läuft das sicher anders ab.
Den Löwenanteil der Zeit ab November sind wir im Stress. Die liegengebliebene Arbeit im Job. Die mangelnden Geschenkideen weil alle eigentlich alles haben. Die ewige Frage, was man wann kocht und wer bei wem wann feiert. Und alles strebt auf den großen Gipfel hin, den Klimax der Besinnlichkeit. Aber hey, trotz aller Nächstenliebe, es geht nicht nur um die Anderen!
Daher hier mein Appell an uns: macht weniger. Viel weniger. Das ist immer noch viel. Die olle Deko? Na und, hängt sie wieder dran. Das Gesteck vom Vorjahr? Ach komm, ein paar neue Kerzen sind doch ausreichend. Das alles verpacken wir einfach unter ‚Nachhaltigkeit’. Nachhaltig sollten wir vor allem mit uns selbst umgehen. Egal ob Kleiderschrank aussortieren oder gefühlte Pflichten zur Weihnachtszeit wegstreichen: weniger ist genug! Seid geizig mit euch selbst!
Na klar, wir können nicht einfach der gesamten buckligen Verwandschaft eine Absage verpassen. Aber es macht nix, wenn die Servietten nicht frisch gebügelt oder die Fenster frisch geputzt sind. Und drei Gänge müssen es auch nicht sein. In den meißten Fällen merkt das doch eh kein Mensch, und selbst wenn?! Dann trinkt beim Kochen ein Glas Rotwein mehr, und sagt euch immer: es geht vorbei. Und dann ab auf’s Sofa, Gammelbuxe an, und Flips aus der Tüte essen. Ein Hoch auf die Weihnachtszeit, ein Hoch auf UNS!
In diesem Sinne, fühlt euch gedrückt, eure Jessica