von der Ameise zur Farmerin
Noch 30 Minuten bis George, Südafrika. Die Landschaft liegt unter uns wie ein weiter Teppich aus schlammfarbener Erde und faltigen Hügeln.
Kleine Sandstrassen ziehen sich wie Spinnenfäden durch die Landschaft. Vereinzelt sind kleine Punkte zu erkennen, Ansammlungen von Gebäuden, Farmen inmitten der Einsamkeit. Wolken hängen wie Haarbüschel im weiten Himmel und werfen schwarze Schattenkreise auf die Welt.
Hier ist es genau andersherum als bei uns – hier ist mehr Land, als Mensch. So war es wohl mal gedacht, denke ich.
Wie klein ich doch bin, hier in meinem Flugzeug irgendwo über dem Western Cape. In Gedanken verlasse ich das Flugzeug und beobachte, wie dieser winzige Punkt irgendwo verloren im endlosen Himmel hängt. Nichts weiter als eine kleine Ameise in Anbetracht dieser riesigen Landschaft. Meine kleinen Probleme, mein Alltag, kommen mir auf einmal sehr unbedeutend vor. Dieses große Stück Erde unter mir zu sehen macht mich leicht, rückt die Perspektive zurecht, und zeigt mir deutlich: alles ist nicht so wichtig. Da ist viel mehr, wir sind erleichternd unbedeutend in Anbetracht dieser Größe.
Für einen Moment lasse ich meiner Phantasie freien Lauf und stelle mir vor, ich lebte auf einer dieser Farmen. Eigenes Gemüse anbauen, ein paar Tiere, eigenes Wasser. Keine Bindung mehr an ‚unsere’ Anforderungen haben, und jeden Tag verstehen, dass wir nur ein kleiner Teil der Natur sind. Innerlich breche ich in Gelächter aus – nach 2 Wochen würde mir das Outback Südafrika’s doch gewaltig auf den Zeiger gehen! Ein Leben zwischen Staub und Gemüsebeet? Mhm, dafür hänge ich wohl zu fest in meiner flauschigen Komfortzone.
Lassen wir also die Farm da wo sie ist. Aber was ich mitnehme von diesem Augenblick über Afrika, ist das Bild der Landschaft und der Gedanke, dass wir und alles was uns bewegt, viel kleiner sind als es uns oft vorkommt.
Eure Jessi