Aus dem Designerleben | DESIGNOVERLOAD//
[enthält unbezahlte Werbung, da Hinweis auf eigene Entwürfe und Produkte]
‚Leere’ bekommt einen ganz neuen Wert wenn man wie ich jahrelang Schokoladenfondues und Tischgrille entworfen hat. Schon während meiner Agenturzeit habe ich angefangen, direkt Produkte für asiatische Hersteller zu entwerfen. Da war sie: die echte Welt. Was hinterher bei Karstadt, Butlers und anderen Kaufhäusern in den Porzellan- und Dekoabteilungen stand, nahm oft seinen Weg über meinen Schreibtisch.
Ich fotografierte Basilikum und Tomaten für Pastateller, formte aus Spaghetti kleine Schleifen und photoshoppte sie auf meine entworfenen Platten und Schalen. Mit den Produzenten hatte ich monatliche flatrates – für eine kleine Summe bekamen sie 10 Designs nach Wunsch. Manchmal dachte ich, meine Kreativitiät muß sich übergeben – wie viele Tischgrills kann ein Designer entwerfen? Und wieder ein Shoko-Fondue? Was hat es nur damit auf sich, daß anscheinend tausende Menschen mit einem Teelicht erwärmte Milka zum Dippen von Obst benutzen?? Warscheinlich sogar ohne Obst???
Eine Zeit hatte ich einen taiwanesischen Produzenten, David (nein, daß war natürlich nur sein europäischer Deckname!), der mir viel Narrenfreiheit ließ. Nachdem meine Tomaten-und-Basilikum-Teller ein echter Hit wurden, durfte ich so einige irre Formen in Porzellan machen. Die irrwitzigste war ein Nudelteller, der sich an den Rändern mit einem Stück Kreide beschreiben ließ. Als ich anfing, in meinen Formen immer puristischer zu werden, sank der Umsatz meiner Designs. Welcher Laden will schon daß die verkauften Produkte so klassisch sind, daß man sie jahrelang behält? Nein, der Markt auf dem ich unterwegs war wollte saisonale Dinge. Herzchenteller zum Valentinstag, Pastellfarben zu Ostern, Sternchen zu Weihnachten. Wenn man das erstmal drei, viel Jahre gemacht hat möchte man nie wieder einen Fuß in einen Dekoladen setzen!
Ich hatte mich irgendwie ‚leerdesignt’, und der Sinn des tausendsten Nudeltellers war mir abhanden gekommen. Scheinbar ging es auch vielen anderen Menschen so, denn der Umsatz der Porzellan- und Dekoindustrie brach gewaltig ein. Für mich war es Zeit geworden, nachhaltigere Dinge zu entwerfen. In Möbeln und ‚Lieblingsstücken’, und später in Interiors kann ich jetzt langfristige Dinge erschaffen. Und nach einer Weile des Entzugs ist auch meine Liebe zu schöner tableware wieder aufgeblüht.
Also, ein paar Tassen habe ich wieder im Schrank, aber nur ein paar!! (der ist ein Brüller, gell?….)
Tschüß ihr Lieben, erzählt mir doch von euren Tassen!!